Die Lofoten sind eine spektakuläre Inselgruppe an der Nordwestküste von Norwegen. Die etwa 80 Inseln sind über Brücken oder Tunnel miteinander verbunden und liegen zwischen 200 und 300 Kilometer nördlich des Polarkreises im Nordatlantik.
Die wilde Natur der Lofoten-Inseln ist zu jeder Jahreszeit atemberaubend. Richtig zauberhaft wird es im Winter, wenn sich die Aurora borealis über den Inseln zeigt.
Auf den Inseln leben ungefähr 24'000 Menschen überwiegend vom Tourismus und vom Fischfang.
Fast zwei Jahre sind vergangen, seit Evelyn und ich zum letzten Mal in einer Flugplatzhalle auf das Boarding warteten. Das war in Hamburg, der EasyJet-Flieger hat uns bald darauf nach Basel gebracht. Auf einem Display verfolgte ich die Nachrichten. Die Sprecherin berichtete von einem Virus in Wuhan, die Millionenstadt sei abgeriegelt. «Gut ist China so weit weg», falsch gedacht damals: «Wuhan war schon ganz nah».
Jetzt warten wir wieder auf das Boarding. Mit Flug LX1216 geht die Reise nach Oslo; nach einer Übernachtung im Thon Airport Hotel morgen weiter nach Tromsø.
Tromsø [tromsö] ist mit 75'000 Einwohnern die grösste Stadt im Norden von Norwegen und zugleich die achtgrösste Stadt des Landes. Tromsø liegt 344 Kilometer nördlich vom Polarkreis und damit in etwa auf der geographischen Breite von Nord-Alaska. Damit einher gehen so einige Superlative: In Tromsø findet man unter anderem die nördlichste Universität der Welt, die nördlichste Kathedrale der Welt und auch die nördlichste Brauerei der Welt – zumindest bezogen auf das Festland.
Kurz vor neun Uhr ist Sonnenaufgang, das Gestirn steigt nur knapp über den Horizont. Eine Stunde später sehen wir zum ersten Mal die Sonne, sie blendet flach von vorne,
die Sonnenblenden nützen wenig: Blindflugfahrt! Nach der nächsten Kurve ist die Sonne verschwunden um dann strahlend hinter dem nächsten Berg wieder zu erscheinen.
Das Wetter schön, und schön kalt: -5° C. Ein paar vereinzelte Wolken am Himmel. Wenn das bis in der Nacht so bleibt, sind das perfekte Polarlicht-Bedingungen.
Die Polarlichter entstehen, wenn die Sonne starke Ladungen elektrischer Teilchen ausstösst, den Sonnenwind. Diese Teilchenschwärme rasen mit sehr hoher Geschwindigkeit durch den Weltraum. Stossen sie in den oberen Schichten der Erdatmosphäre mit Luftteilchen zusammen, bringen sie diese zum Leuchten. Dies geschieht vor allem in einer Höhe von 70 bis 400 Kilometern. Nach einem starken Sonnenausbruch dauert es etwa 24 Stunden bis die Teilchen die Erde erreichen.
Å ist das letzte Lofoten-Dorf, wenn man über die E10 mit dem Auto anreist. Oder der erste Hafen, wenn man mit Fähre oder Fischerboot unterwegs ist. Das Dorf mit 100 Einwohner:innen lebt heute hauptsächlich vom Tourismus in den Sommermonaten. Im Ort wurde soviel Altes wie möglich bewahrt und soviel Neues für den Tourismus geschaffen wie nötig, um zahlende Gäste in den Ort zu bekommen.
Welches Fischerdorf ist das schönste? Ein aussichtsreicher Kandidat ist Nusfjord auf der Insel Flakstadøya, mit seinen roten und ockerfarbenen Gebäuden eingebettet unter den mächtigen Lofotengipfeln. Die alten Rorbu-Fischerhütten, von denen sich etwa fünfzig um den Hafen gruppieren, wurden früher rot gestrichen, weil rote Farbe am günstigsten war. Heute dienen sie als Unterkünfte für Urlauber und sind sie auf einen Standard renoviert, von dem die Fischer niemals träumen konnten. Von aussen sind sie immer noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten.
Auf den Lofoten gibt es unterschiedliche Regenarten. Nieselregen, leichter Regen, mässiger Regen, Regenschauer, starker Regen, Graupelschauer um einige zu nennen. Kombiniert mit dem Wind gibt es dann schon zweidutzend Varianten. Heute fahren wir bei mässigem Regen mit der Hoffnung los, zwei, drei Inseln östlich auf leichten Regen zu treffen. Doch der Wind überlegt es sich anders. «Dingdings» Scheibenwischer geben alles. Die Tropfen auf der Windschutzscheibe werden breiter; das ist jetzt Schneeregenschauer – noch eine Sorte.
Das Leben der Menschen auf den Inseln ist von jeher eng mit dem Fischfang verbunden gewesen. Wahrscheinlich waren die Wikinger die ersten Stockfischexporteure, auf jeden Fall hatten sie ihn für den Eigenbedarf bei ihren Reisen im Gepäck. Den eigentlichen Durchbruch schreibt man allerdings dem Italiener Petro Querini zu, der im Jahre 1431 vor den Lofoten Schiffbruch erlitt und auf der Insel Røst strandete. Später kehrte er nach Italien zurück und soll dort den «stoccafisso» bekannt gemacht haben.
Viele Menschen verbinden die Inselwelt der Lofoten Norwegen mit kleinen Fischerdörfern und mächtigen Bergen, die wie versunkene Alpen aus dem Atlantik ragen. Auf dem Archipel gibt es auch spektakulärste Strände. Besonders im Sommer lockt das türkisblaue Wasser, lädt ein für lange Strandspaziergänge, schwimmen im arktischen Meer und für ein Lagerfeuer unter der Mitternachtssonne.
Im Jahr 1981 stiess ein Bauer beim Pflügen in der Nähe von Borge auf Vestvågøya auf Relikte aus der Wikingerzeit. Ärcheolog:innen entdeckten daraufhin die Grundrisse mehrerer Gebäude. Die Grösse des Hofes und der dazugehörigen Bootshäuser lassen vermuten, dass hier ein einflussreicher Wikingerfürst seinen Sitz hatte.
Henningsvær ist ein Fischerdorf auf zwei kleinen, vorgelagerten Inseln vor der Lofoten-Insel Austvågøya. Das Dorf hat 510 Einwohner und zur Saison findet sich zusätzlich ein Vielfaches an Tourist:innen ein. Erreichbar ist es mit der Fähre und seit 1983 über zwei Brücken.
Eine Kirche in Gimsøy gibt es schon lange. Die ältesten existierenden historischen Aufzeichnungen der Kirche stammen aus dem dreizehnten Jahrhundert. Die heutige Kirche wurde etwa 500 Meter östlich vom Standort der Vorgängerkirche errichtet. Es ist eine lange Kirche aus Holz mit einer Sakristei neben dem Chor im Osten, einem Eingangsportal und einem Turm am westlichen Ende des Gebäudes. Die neue Kirche wurde am 18. Oktober 1876 geweiht.
Auf den Lofoten sind wir meistens auf der Europastrasse E10 unterwegs. Sie beginnt in Luleå in Schweden und endet nach 880 Kilometern in Å. In Norwegen heisst die E10 heute «Kong Olav Vs vei». Auf unserer Reise auf die Lofoten führt die E10 über zehn Brücken und durch zwölf Tunnel. Die längste Brücke ist die Tjeldsundbrua (1007m) vom norwegischen Festland auf die Lofoteninsel Hinnøya. Zwei Tunnel, der Sørdalstunnelen (6338m) und der Sløverfjordtunnelen (3337m), führen unter einem Meeresarm durch.
Gestern sind wir von Sjovegan nach Tromsø gefahren. Der Himmel war grau, die Strasse war grau, die Sunds und Seen entlang der Route ebenfalls. Unbekümmert von diesen Bedingungen hat uns unser silbergrauer «Dingding» sicher in die «Hauptstadt des Nordens» gebracht. Heute sehen wir im Wetterbericht eine Sonne hinter den Wolken. Lass uns auf Entdeckungstour gehen!
Wir sitzen im Airbus 320 der Scandinavian Airline, Flug SK 4411 nach Oslo, blicken auf dichtes Wolkenmeer. Der voll besetzte Flieger ist in Tromsø mit Verspätung gestartet, es warten etwas Turbulenzen. Es ist Zeit um den letzten Blog-Beitrag unserer Lofotenreise zu schreiben. Die vergangenen zwei Wochen sind reich an Erlebnissen, Erfahrungen; wir erzählen uns gegenseitig von Höhepunkten der Reise in den Norden.