Gestern sind wir von Sjovegan nach Tromsø gefahren. Der Himmel war grau, die Strasse war grau, die Sunds und Seen entlang der Route ebenfalls. Unbekümmert von diesen Bedingungen hat uns unser silbergrauer «Dingding» sicher in die «Hauptstadt des Nordens» gebracht. Heute sehen wir im Wetterbericht eine Sonne hinter den Wolken. Lass uns auf Entdeckungstour gehen!
10:45 Uhr
Nach dem Frühstück (Evelyn: Spiegelei, Schinken, Gemüse, Brot / Beat: Lachs, Heringtomatenpuree, Brötchen) zieht es uns in den Tromsøer Hafen. Er ist der grösste Hafen Nordnorwegens. Die Hurtigruten-Schiffe machen hier einen längeren Halt und laden Waren für die weiter nördlich gelegenen Gebiete der Finnmark.
Wikipedia weiss einige Zahlen.
- Warenumschlag pro Jahr: 1.26 Millionen Tonnen (Erdöl 373 kT,Fisch 358 kT, Stückgut 320 kT, Steine und Asphalt 208 kT
- Schiffe pro Jahr: 8847 Schiffe, davon 129 Kreuzfahrtschiffe mit etwa 150'000 Tourist:innen
aktuell ist es eher ruhig (November und so)
11:47 Uhr
Das Zentrum von Tromsø befindet sich auf einer Insel (Tromsøya). Die Küste erreichen wir nach kurzer Fahrt. Hier finden wir sie, die Sonne und wir erleben kurz vor Mittag unseren zweiten Sonnenaufgang in Norwegen. Einverstanden, das stimmt so nicht ganz. Am dritten Reisetag, während der Fahrt auf die Lofoteninseln, haben wir hundert Sonnenaufgänge beobachtet. Um 13:04 Uhr ist dann Sonnenuntergang. Das sagt die Wetter-App. Wir beobachten den kleinen Hüpfer des Gestirns bis zum nächsten Berg.
Das Glück erkennt man nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen.
Norwegische Weisheit
13:20 Uhr
Es ist zwar nur 2° C auf dem Pass nach Skulsfjord. Mit dem Wind fühlt sich die Temperatur deutlich kälter an. Die Dämmerung spiegelt sind im zugeforenen Storvatnet.
Episoden
14:50 Uhr
Unterwegs in der Innenstadt spazieren wir ungeplant zum Trollmuseum. Das ist der einzige Ort in Norwegen, wo man den Trollen ohne Gefahr für Leib und Leben näher kommen kann. Der nette Türsteher verzieht keine Miene – oder hat er geknurrt?
Trolle kommen nur bei Nacht aus ihren Verstecken. Warum? Weil sie bei zu intensiver Lichteinstrahlung zu Stein werden. Wenn du einen findest, könnte es sein, dass du nicht mehr Zeit hast, anderen von davon zu erzählen. Zum Glück sind Trolle in Norwegen scheu, aber man weiss nie, wann sich mal einer verirrt.
16:45 Uhr
Mack Øl [Øl = Bier] ist die nördlichsten Brauerei der Welt, gegründet 1877 von dem Bäcker Ludwig Mack aus Braunschweig. Der Firmenslogan lautet «Mack from Pole to Pole». Mack braut ein kräftiges Bier (neun verschiedene Sorten ), das mit wenig Druck gezapft wird und fast ohne Schaumkrone ins Glas kommt. Wegen der hohen Alkoholsteuer wird nur in die anderen skandinavischen Länder exportiert. Der Hopfen wird aus Bayern und Tschechien, das Malz aus Finnland importiert. Gebraut wird mit norwegischem Wasser, welches generell eine sehr gute Qualität und kaum Kalk hat.
Der zur Brauerei gehörende Bierkeller ist natürlich auch der nördlichste. Dass die Ølhallen schon am frühen Vormittag zum Bierausschank öffnet, ist einmalig im puritanischen Norwegen. Sie gilt seit 140 Jahren als Treffpunkt für Walfänger, Polarforscher, Stadtmenschen und Reisende. Aus zweiundsiebzig Zapfsäulen wir das edle Getränk gezapft. Beat entscheidet sich für ein «Hop Bird»: Der Körper ist malzig mit einem fruchtigen Hauch, der Abgang ist ganz klar herb. Prost!
18:30 Uhr
Bangsundbrygga wurde 1902 erbaut und war damals eine Fischfabrik. Vor vier Jahren hat sich hier das Fischrestaurant «Full Steam» eingerichtet. Serviert werden traditionelle Gerichte wie Kabeljauzungen, norwegischer Kaviar, Hering, geräucherter Walschinken, Stockfisch, Fischsuppe, Kabeljau, Klippfischeintopf und vieles mehr.
Tørrfisk fra Halvors, saltet sideflesk, sesongens grønnsaker, mandelpotet & brunt smør. Schliesslich war eines von vier Zielen unserer Lofotenreise, Stockfisch zu kosten. Das Fischessen ist ausserordentlich schmackhaft.
23:10 Uhr
Vor knapp zwei Stunden stellt Evelyn mit der Wetter-App fest: «Das Zeitfenster für den klaren Himmel kommt früher». Wir nehmen unser Zeugs und sind bald darauf mit «Dingding» unterwegs. Um eine Chance für eine Polarlicht-Sichtung zu haben, müssen wir das Stadtgebiet verlassen; die Lichtverschmutzung über dem besiedelten Gebiet ist bei einem KR-Wert von knapp über 2 zu hoch. Angekommen auf dem Skulsfjordpass suchen wir trotz steifem Wind den Himmel ab. Beat fotografiert einige Testbilder. Ausser einer geführten Gruppe, die mit Stirnlampen ringsum leuchten ist es ruhig. Sollen wir abbrechen? Eine Intuition führt uns zur Küste. Das fein grünliche Band zieht zuerst kaum sichtbar über den Hügel, dann «explodiert» der Himmel. Lichtschwaden «regnen» aus der Stratosphäre herab, das Grün am Firmament leuchtet, bewegt sich schemenhaft. Uns schauert vor Begeisterung, Ehrfurcht, Aufregung …
ha en fin dag
Evelyn und Beat
Route
Sjøvegan-Tromsø
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