Lofoten 03 Hundert Sonnenaufgänge

Kurz vor neun Uhr ist Sonnenaufgang, das Gestirn steigt nur knapp über den Horizont. Eine Stunde später sehen wir zum ersten Mal die Sonne, sie blendet flach von vorne, die Sonnenblenden nützen wenig: Blindflugfahrt! Nach der nächsten Kurve ist die Sonne verschwunden um dann strahlend hinter dem nächsten Berg wieder zu erscheinen.

Das Wetter schön, und schön kalt: -5° C. Ein paar vereinzelte Wolken am Himmel. Wenn das bis in der Nacht so bleibt, sind das perfekte Polarlicht-Bedingungen.


On the road

Die längste Tagesetappe steht uns bevor. Vierdreiviertel Stunden hat Google Maps für die 328 Kilometer veranschlagt. Wir fassen den Vorsatz, nicht bei jedem Fotomotiv entlang der Strasse anzuhalten. Das halten wir in der Folge auch gut und gern 10 Minuten durch. 

Die E8 führt einem Meeresarm entlang, der auch von den Hurtigrouten Schiffen befahren wird. Ab und zu kreuzen wir an diesem Sonntagmorgen ein anderes Fahrzeug, selten ein Lastwagen. Schilder, die auf passierende Elche hinweisen, sind deutlich zahlreicher. Verkehrszeichen gibt es auch für Radarstationen: Ein paar hundert Meter vor dem Blitzkasten werden wir freundlich ermuntert, auf den Tacho zu schauen. Ein Hinweis übersehen? Kein Problem, auch im Navi unseres Toyotas sind die Positionen der «Blitzer» aufgeführt.

 

 

In Nordkjosboten wechseln wir auf die E6. Rote, grau, schwarze Holzhäuser säumen in unregelmässigen Abständen die Strasse. Oft steht daneben ein alter Traktor oder ein Schuppen.

 

Wasser, verschneite Berge, Birkenwälder, ein Bergwerk – kein Betrieb am Sonntag. Auf einer Mole entdecke ich einen Seeadler, wir halten an. Auch ein anderes Auto stoppt; fünf Fotografen mit riesengrossen Teleobjektiven stürmen heraus. Sie diskutieren energisch auf französisch. Einer trägt eine CS-Mütze – Landsleute? Der Seeadler fliegt weit draussen übers Wasser.

 

Die Tage kommen, sie sehen mich an, wartend, voller Licht und Hoffnung.

Norwegische Weisheit

Episode

Tanken

In Bogen halten wir bei einem norwegischen Roadhouse an. Der Cheeseburger ist der feinste aller Zeiten, schade – mein Getränk schmeckt nach Himbeerkaugummi. Lisbet, die Vermieterin unserer Unterkunft «Artic Garden», schreibt eine SMS auf norwegisch: «Hei Beate, Velkommen til Arctic Garden! Vi har ingen bemannet resepsjon. Når du står i oppkjørselen, finn trappene på høyre side. Koden for ytterdøren er *112233 *». Alles klar soweit. Zwanzig Liter E95 tanken, der Scheibenwaschmittel-Vorrat wird ergänzt.

Wir erleben den letzten Sonnenuntergang heute, fahren in die lange Dämmerung. Es ist 15 Uhr, 80 Kilometer bis Lødingen.

 

Ha det

Evelyn und Beat


Route

 

Tromsø-Lødingen 

328 km

 

 

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