Es ist meine Lieblingszeit, der frühe Morgen. Die Temperaturen sind kühl, die (Um-)Welt oft ruhig, die Luft frisch, und das Licht ist warm und flach. Auf Reisen ziehe ich dann los, versuche beim
Aufbruch Evelyn nicht zu wecken und lasse den erwachenden Tag auf mich wirken. Zufällig streife ich durch die Umgebung, beobachte, halte inne, und wenn mich etwas berührt, halte ich es mit der
Kamera fest. Ein, zwei Stunden später kehre ich zurück, bereit fürs Frühstück und den Tag ebenso wie mit dem wunderbaren Wissen, zwei, drei schöne Bilder auf der Speicherkarte zu
haben.
Ich stehe auf dem Matthew Flinders Red Cliff Lookout. Eine Informationstafel beschreibt den Offizier und Entdecker Matthew Flinders. Im Frühjahr 1802 stand er, der Kommandant des
Forschungsschiffes «H.M.S. Investigator», einer 334 Tonnen-Schaluppe, genau hier und rekognoszierte den Flusslauf. Flinders war auf der Suche nach einer Binnenwasserstrasse, die dann
möglicherweise in den Golf von Carpentaria (an der Nordküste Australiens) führt. In Flinders Aufzeichnungen werden die Mangrovenwälder am Ufer beschrieben. Zu diesem Zeitpunkt wusste Flinders
noch nicht, dass der Meeresarm einige Meilen nordwärts versandete. Die Spuren des trockenen Flussbettes führen 70 Meilen weiter zum Salzsee Lake Torrens, welcher, so die Legende, von der Schlange
Arkurru leer getrunken wurde.
Die Red Cliffs bei Port Augusta und die ersten Zeichen der Wiederaufforstung der Mangrovenwälder.
Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.
André Gide
Entdecker
Matthew Flinders (Bild rechts) wurde 1774 in Donington, Lincolnshire, England geboren und trat mit 15 Jahren, inspiriert durch die Lektüre von Daniel Dafoes Robinson Crusoe, in die Navy ein. Nach
Fahrten im Pazifik entdeckte er als Deckoffizier der «H.M.S. Reliance» zusammen mit dem Schiffarzt Georg Bass die Meerenge zwischen Tasmanien und dem australischen Festland (heute Bass Street).
Zum Kapitän der «H.M.S. Investigator» befördert, schaffte Flinders als erster die komplette Umrundung Australiens. Er schlug 1804 für das legendäre Südland den Namen «Terra Australis» vor. Diese
Bezeichnung verdrängte schnell den bis dahin gebräuchlichen Namen «Neuholland».
Spannend liest sich die Zusammensetzung der Forschungsmannschaft der «Investigator»: Robert Brown (Botaniker, 27), sein zwölf Jahre jüngerer Neffe John Franklin, der spätere Konteradmiral und
Polarforscher, William Westall (Landschaftsmaler, 19), Ferdinand Bauer (Figurenzeichner, 15) und Bungaree, ein Elder der Aborigines (Dolmetscher und Vermittler).
Unzählige Buchten wurden vermessen, das Meisterstück von Flinders war aber die Entdeckung der einzigen sicheren Durchfahrt durch die Torres Street, der Meerenge zwischen Cape York im Norden Australiens und Papua Neuguinea. Für diesen Verdienst wurde er nachträglich zum Fregattenkapitän befördert. Doch zuerst erfand Matthew Flinders ein Verfahren zum Ausgleich des Einflusses des Schiffeisens auf die Kompassnadel und verbrachte sechs Jahre und fünf Monate in Gefangenschaft.
Auf dem Rückweg von Sydney nach England musste Kapitän Flinders wegen des schlechten Zustandes seines Schiffes Cumberland die damals noch französische Insel Mauritius (Île de France) anlaufen.
Trotz eines Geleitbriefes der französischen Regierung liess der Gouverneur der Insel das Schiff beschlagnahmen und Flinders gefangen nehmen. Auch Aufforderungen der französischen Regierung,
Flinders freizulassen, ignorierte er. Erst eine britische Blockade erzwang 1810 die Freilassung. Im Oktober desselben Jahres erreichte Flinders wieder London.
Vierzig Jahre früher hatten die Engländer und Franzosen ein noch deutlich schicksalhafteres Treffen. Als nämlich im April 1770 James Cook nach einer Fahrt von zweihundertzweiundfünfzig Tagen mit
der «H.M.S. Endavour» in der Botany Bay (Sydney) landete, tauchten nur Stunden später am östlichen Horizont zwei Schiffe unter dem Kommando des französischen Grafen Jean-François de la Pérouse
auf, der sich gerade auf einer Zweijahres-Expedition befand. Wäre La Pérouse einen Tick schneller gewesen, hätte er Australien für Frankreich in Besitz nehmen können und dem Land zweihundert
Jahre englische Kochkunst erspart. ... Je me pose la question, comment serait-ce si le français était la langue nationale de l'Australie? Perdu dans mes pensées,
je chemine retour au camping ...
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