Das Barossa Valley liegt in Nordwesten von Adelaide und ist eines der bekanntesten Weinanbaugebiete des Kontinents. Mit über 60 Weingütern, 10’000 Hektaren Fläche und besten Bedingungen für den
Anbau ist die Gegend für ihre ausgezeichneten Tropfen bekannt. Die Sommer sind sehr heiss, sonnenreich und trocken, die Winter sind kühl und feucht. Bedingungen, wie sie für die
Reben nicht besser sein können. Die bekannteste Weinsorte der Region ist der Shiraz. Die Reben dieser Weinsorte sind bis zu 130 Jahre alt und bringen einen recht schweren und
hochprozentigen, markant schmeckenden Wein mit beerigem Aroma hervor.
Elder Park
An manchen Orten des Barossa Valley fühlt man sich wie in Deutschland. Vielfach findet man Schilder oder Strassennamen deutscher Sprache, und die Bewohner sind meist stolz auf ihre deutsche Vergangenheit.
Kleine steinerne lutherische Kirchen säumen das Tal, das in den 1840er Jahren von deutschsprachigen Lutheranern, welche vor religiöser Verfolgung flohen, besiedelt wurde. 1847 liessen sich über 2500 schlesische Einwanderer nieder, und nach der deutschen Revolution von 1848 strömten immer mehr Auswanderer in das Gebiet. Die Neuankömmlinge gründeten den Ort Tanunda, der damals noch Klemzig hiess. Weitere Orte wie Rosenthal (Rosedale), Schönborn, New Mecklenburg (Gomersal) und Gnadenfrei (Marananga) folgten um 1850. Während dem ersten Weltkrieg war die deutsche Sprache verpönt, und deutsche Ortsnamen wurden durch einen Parlamentsakt geändert.
Im Jahre 1847 pflanzte Johann Grampp, auch ein deutscher Einwanderer aus der Nähe von Kulmbach, die ersten Reben am Jacobs Creek und gründete damit eine der erfolgreichsten Weinkellereien Australiens. Nach Grampp folgten weitere deutsche Weinbauern seinem Beispiel, darunter auch Joseph Seppelt. So entstand eines der wichtigsten Weinanbaugebiete in Australien, welches bereits 1890 Wein nach England exportierte. Die heute über 60 Weingüter im Barossa Valley gehören unterschiedlichen Produzenten: von multinationalen Konzernen bis hin zu winzigen Familienbetrieben.
Wein macht das Gehirn sinnig, schnell und erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern.
William Shakespeare
Aus diesen Weingütern suchen wir uns eines für einen Besuch aus. Der dort produzierte Wein soll auch in der Schweiz erhältlich und die «Kellertüre» gut zu Fuss von unserem Caravan-Park in Tanunda erreichbar sein (man weiss nie). Das Château Tanunda bietet dies, zudem fasziniert uns die Geschichte dieses Weingutes.
Château Tanunda
Im Weingut Château Tanunda wachsen einige der ältesten Weinreben des Barossa Valley. Einige davon reichen sogar in die 1840er Jahre zurück. Erbaut wurde das Château Tanunda Ende der 1880er Jahre. Viele Jahre lang galt das Château Tanunda als das Herzstück des Barossa Valley. Zahlreiche renommierte Weinexperten arbeiteten hier und trugen erheblich zum Erfolg des Château bei.
Rund hundert Jahre später, in den 1990er Jahren, hatte es viel von seinem Glanz verloren. Ein gewisser John Geber entdeckte das Château während einer Velo-Tour und war augenblicklich von dessen Architektur eingenommen. Er erwarb das Anwesen nur einen Tag später, liess das Herrenhaus renovieren und sorgte dafür, dass die umliegenden Anbauflächen (88 Hektaren) wieder für die Weinproduktion genutzt wurden.
Bis heute widmet sich die Familie Geber mit grosser Leidenschaft dem Weinanbau. Im Château Tanunda arbeiten erfahrene Winzer, und das Wissen wird innerhalb der Inhaberfamilie weitergegeben. Auch John Gebers Tochter Michelle ist mittlerweile in das Unternehmen eingestiegen. Die Familie hat zahlreiche Verbindungen nach Europa, namentlich in die Schweiz. Evelyne Geber, die «Herrin des Hauses», ist gebürtige Schweizerin. Damit fliesst auch europäisches Weinwissen in die Produktion ein.
Das heute denkmalgeschützte Herrenhaus des Château beeindruckt durch eine besondere Architektur, es wirkt geradezu wie ein alter Adelssitz. Normalerweise lagern im Weinkeller mehr als 1.3 Millionen Gallonen Wein (6 Millionen Liter). Zurzeit wird einer der Keller umgebaut und mit grossen, mehrere hundert Jahre alten Fässern aus der Schweiz ausgestattet. Aus mehr als 12 Rebsorten werden im Château Tanunda 25 unterschiedliche Weinsorten gewonnen: von erfrischendem Perlwein bis hin zu schwerem Rotwein.
Wir degustieren verschiedene Sorten: Chardonnay, Riesling, Muscat, Cabernet Sauvignon und Shiraz. Besonders in der Nase sind die Weine des Château Tanunda sehr facettenreich. Der Abgang ist ausdauernd, auch bei den Weissweinen.
Mit drei Sorten der edlen Tropfen machen wir uns auf den Rückweg zum Caravan Park, natürlich zu Fuss.
G'day, Evelyn und Beat
Adelaide, Apollo Campers, 338 South Rd Croydon PA
Barossa Valley Holiday Park Tanunda
Chateau Tanunda, 9 Basedow Rd, Tanunda SA 5352
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Ursula (Donnerstag, 27 September 2018 11:21)
Sensationeller Blog! Das ist jetzt mal ein Text, der begreifbar macht, was es mit Wein und Kultur auf sich hat: Weinkultur in Reinkultur ;-)
Marvin (Freitag, 28 September 2018 19:22)
Liebe Traveler
Der runde, fruchtige nach Beeren schmeckende Abgang des Cabernet war fühlbar, aber leider blieb die Kehle trocken, dem muss nun Abhilfe geschafft werden, ich geh mal kurz in den Keller......
Danke, das wir mit auf eure Reise dürfen
Liäbi Griäss uis dr Heimat